Bücherschau

Walker, Martin - Tête-à-Tête

Der vierzehnte Fall für Bruno, Chef de police
Bruno Courrèges, seines Zeichens Polizist, Gourmet, Sporttrainer und begehrtester Junggeselle von Saint-Denis, begibt sich wieder auf vergnügliche Verbrecherjagd. Der Anlass dazu ist ein simpler Besuch im prähistorischen Museum in Les Eyzies. Dort entdeckt der umtriebige Dorfpolizist, dass sich aus Knochenfunden ziemlich exakt rekonstruieren lässt, wie ein Mensch damals ausgesehen hat. Das erinnert ihn an einen Mordfall, den er als junger Polizist vor ungefähr dreißig Jahren vergeblich zu lösen versuchte. 
Es ging dabei um den Fund der Leiche eines jungen Mannes im Wald bei Saint-Denis. Diese konnte nie identifiziert werden und der Mörder blieb unerkannt. Also legt Bruno los! Die Suche nach dem Täter kommt tatsächlich in Schwung. Der Schädel des Opfers wird von einer angehenden jungen Wissenschafterin anhand eines Knochenfundes rekonstruiert und kann mit einem zufällig aufgetauchten Foto aus der Zeit, in welcher der Mordfall geschah, ziemlich eindeutig abgeglichen werden. Eine erste Spur führt tatsächlich zu einem menschenscheuen Winzer, der wie gehabt, jeden Zusammenhang mit der ihm vorgehaltenen Mordtat leugnet. In weiterer Folge verquicken sich die Erhebungen mit seinerzeitigen Geschehnissen zur Zeit des Kalten Kriegs und führen letztlich auch zu international begehrten Dokumenten des Auslandsgeheimdienstes der ehemaligen DDR. 
Bei der Lektüre dieses Kriminalromans stößt man allerdings auf eine angenehme Überraschung. Martin Walker lässt uns unversehens überquellend an den gesellschaftlichen Ritualen, Sitten und Gebräuchen der galanten französischen Gesellschaft teilhaben. Vornehmlich an ihrer erlesenen Küchenkultur, welche Bruno meisterhaft beherrscht. Leser:innen, welche der französischen Sprache kundig sind, kommen dabei noch zusätzlich auf ihre Rechnung. Auch die drohende Problematik des Klimawandels wird von Walker in Form einer Brandkatastrophe in den Wäldern im Périgord in die Handlung gekonnt eingeflochten. 
Hierbei zeichnet sich der Chef de police durch eine mehr als unkonventionelle, aber ausgezeichnete Idee, aus. Er schlägt kurzerhand den Einsatz der in der Burg lagernden altgedienten Katapulte zum Schutz vor dem herannahenden Flammeninferno vor. Damit schleudert man jede Menge Eis in Hummersäcken verpackt in die Flammen und kann das historische Gebäude vor seiner Zerstörung retten. Über kurz oder lang verliert sich allerdings die Spur zur Klärung des Mordfalls! Zum Ende wird aber der Täter tatsächlich mittels einer gut eingefädelten List entlarvt. Es handelt sich demnach bei diesem Buch tatsächlich um einen waschechten Kriminalroman. Allerdings um einen unterhaltsamen und vergnüglich lesbaren! 
Adalbert Melichar
 
Walker, Martin - Tête-à-Tête
Der vierzehnte Fall für Bruno, Chef de police. Kriminalroman. Zürich: Diogenes 2022. 393 S. - fest geb. : € 25,70 (DR)
ISBN 978-3-257-07199-3
 
 

 

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