Glanninger, Peter - Blutgrund
Kriminalroman
Der Gmeiner Verlag hat es sich zum Verdienst gemacht, Autoren und Autorinnen zu veröffentlichen, die nicht in der deutschen Hochsprache publizieren. Also, man findet in den Werken durchaus Dialektausdrücke, eine kräftige Fäkalsprache, so manche regionale Besonderheit im sprachlichen Ausdruck und liebenswerte Eigenarten in der Erzählweise und den Handlungen. Das vorliegende Werk, ein Krimi aus St. Pölten, beeindruckt durch einen beachtlichen Umfang von 437 Seiten und ein wunderschön gestaltetes Cover. Ich habe mich darauf gefreut. Leider währte die Freude nicht lange. Doch dazu später.
Die Handlung ist relativ schnell erzählt. Es geht um krumme Geschäfte in der Baubranche. Ein rumänischer Arbeiter wird zusammengeschlagen. Er überlebt schwer verletzt, doch seine Wohnungsgenossen lassen kein gutes Haar an ihm. Ein ganzes Wohnhaus ist mit Arbeitern vollgestopft worden, die dort in winzigen Zimmern ohne Privatsphäre hausen müssen. Rumänen, Bulgaren, Serben, Bosnier, eine giftige Mischung. Der Ermittler Thomas Radek will den Vorfall als fremdenfeindliches Delikt abtun. Dann wird aber auch noch ein junger Reporter ermordet und jetzt öffnet sich der Fall zu einem Schlangenloch. So weit, so gut.
Die Themen Macht, Gier, Korruption und Ausbeutung sind gewiss keine neuen, sondern immer aktuell. Auch das ist nicht das Problem dieses Krimis. Es ist einfach so, dass ich immer wenigstens eine Figur in einem Roman haben möchte, der ich Sympathie entgegenbringen kann, mit der ich mitfühlen kann, mit der ich lachen, weinen und scherzen könnte. Wenn alle Figuren in der Geschichte einfach nur desillusioniert, grantig, gewalttätig, korrupt und unsympathisch sind, dann funktioniert die Geschichte für mich nicht. So ist es mir hier ergangen.
Mario Reinthaler
Glanninger, Peter - Blutgrund
Kriminalroman. Meßkirch: Gmeiner 2022. 437 S. - kt. : € 17,00 (DR)
ISBN 978-3-8392-0108-4