Beckett, Simon - Die Verlorenen
Spannung, Tragik, Resignation und ein Funken Hoffnung
Der brillante Auftakt zu einer neuen Krimireihe vom genialen Simon Beckett. Jonah Colley heißt unser Mann und er ist ein Ermittler. Ich habe mir den Thriller einteilen wollen, nicht gleich am ersten Abend auslesen, nein, genießen. Nur, das geht nicht! Es ist so spannend, so packend und so traurig letztendlich, dass die 355 Seiten wie eine Kurzgeschichte gelesen waren. Simon Beckett schafft es auch immer wieder, dass er mit unseren Urängsten spielt (verdammt gut spielt) und uns dabei ziemlich lange zappeln lässt.
In der Geschichte ist zehn Jahre zuvor etwas Furchtbares passiert. Jonah’s Frau schickt ihn mit dem kleinen Sohn, Theo, auf den Spielplatz. Harmlos. Wenn da nicht die Tatsache wäre, dass Chrissie, seine Frau, eine Affäre hatte, dass Jonah nach einem langen Dienst todmüde war und dass sich noch zwei Menschen beim Spielplatz befanden: ein verdächtiger Mann auf einer Bank, die Jonah und Theo beobachtete und eine junge Mutter mit einem Kinderwagen. Jonah sieht den glücklich quietschenden Theo und ist einfach nur müde. Er ist wahrscheinlich nur ganz kurz eingenickt, ein Sekundenschlaf, nicht mehr und als er wieder aufsah, war Theo weg. In der Nähe des Spielplatzes gibt es einen halboffenen Kanalschacht, wo er einen Schuh von Theo findet. Theo wird nie wieder gefunden.
Chrissie und Jonah lassen sich scheiden. Jonahs bester Freund, Gavin, zu dem er auch zu dieser Zeit den Kontakt „verloren” hatte, meldet sich jetzt mit einem seltsamen Telefonat wieder. Jonah soll doch um Mitternacht in ein Gebäude am Kai kommen. Gavin meint, er habe etwas furchtbar falsch eingeschätzt. Was Jonah in dem Gebäude vorfindet, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Mehrere Leichen, in Plastikfolie eingewickelt und eine Person, eine Frau, auch eingewickelt, aber noch lebend. Im Inneren der Folie wurde ungelöschter Kalk aufgebracht. Was Jonah dann noch findet, ist die Leiche seines Freundes Gavin, vielmehr, seines ehemaligen Freundes und Partners.
Die Geschichte ist aber nicht so einfach gestrickt. Denn nun treten Ermittler auf, die Jonah die ganze Geschichte nicht abnehmen wollen. Dann gibt es den Sohn von Gavin, der sich auch sehr verdächtig verhält. Schließlich besucht eine Journalistin Jonah im Spital (er wurde im Lagerhaus zusammengeschlagen), um an Informationen zu kommen. All diese Erzählstränge finden schließlich ihre Verknüpfung in einem wahren Feuerwerk an Spannung, Tragik, Resignation und einem Funken Hoffnung. Ich freue mich schon auf weitere Krimis mit Jonah Colley. The best of the best.
Mario Reinthaler
Beckett, Simon - Die Verlorenen
Roman. Hamburg: Rowohlt 2022. 410 S. - kt. : € 16,50 (DR)
ISBN 978-3-499-00187-1