Neuwirth, Günther - Caffè in Triest
Kriminalroman
„Caffè in Triest“ ist der zweite Kriminalroman rund um den Triestiner Inspector I. Klasse Bruno Zabini. Der Autor Günther Neuwirth erzählt mit augenscheinlich grandioser Recherche das K. u. K. Triest des Jahres 1907 derart lebensnah und spannend, dass fast jede Szene erlebbar wird.
Der Slowene Jure arbeitet sich aus einfachen Verhältnissen zum Prokurist und Kaffeehändler hoch. Er verliebt sich in die Tochter eines Triester Großhändlers und wird von diesem auch respektiert. Allerdings hat er einen Rivalen, der aufgrund seiner Eifersucht einen italienisch-slowenischen Bandenkrieg anzettelt, der 2 Todesopfer fordert. Bruno Zabini beginnt zu ermitteln, ist aber selbst durch seine Liebschaften mit zwei verheirateten Damen in der Klemme. Noch dazu wird der Thronfolger Franz Ferdinand in Triest erwartet, somit ist die Stadt dementsprechend in Aufruhr.
Neuwirth gelingt es hervorragend in einer zeitgenössischen Sprache des beginnenden 20. Jahrhunderts das damalige Lebensgefühl und die Lebensweise einzufangen. Bis ins Detail beschreibt der Autor die Stimmung, die technische Entwicklung und die seinerzeitigen Gepflogenheiten. Auch die nationalen Spannungen, die ja das gesamte Kaiserreich beschäftigten, werden hier durch die italienisch-slowenisch-deutsche Spannungen und Konflikte in Triest lebensnah dargestellt. Auch der Ermittler ist trotz seiner problematischen privaten Geschichte ein durchwegs aufgeschlossener, mondäner und sympathischer Charakter.
Ein wunderbarer historischer Kriminalroman, der durch Sprache, Erzählstil und historischer Gewandtheit besticht.
Rudolf Kraus
Neuwirth, Günther - Caffè in Triest
Kriminalroman. Meßkirch: Gmeiner 2022. 438 S. - br. : € 16,50 (DR)
ISBN 978-3-8392-0111-4